Märchenhafte Inselwelt

Antiguas kleine Schwesterinseln sind ein Tummelplatz von Königen, Piraten und anderen kuriosen Wesen. Ein rätselhaftes Universum aus türkisem Meer, wiegenden Palmen und weißen Stränden: Die rund 50 vorgelagerten Inseln und Inselchen Antiguas sind ein Tummelplatz für Könige ohne Volk, Piraten im Liebesrausch und einer Schlange, harmlos, aber selten wie keine andere auf der Welt. Willkommen im real existierenden Archipel der Märchen!

Schwertschwingend verteidigt Bob Williamson im Garten seines Häuschens bei English Harbour seine Krone: „Ich bin der einzig legitime König von Redonda!“ Um die  rund 2 Quadratkilometer große, unbewohnte Felsinsel südwestlich  Antiguas streiten sich gleich neun verfeindete Majestäten.

1880 ließ ein Kaufmann seinen einzigen Sohn mit Billigung des britischen Kolonialamtes zum Herrscher von Redonda krönen. König Felipe I, ein erfolgreicher Literat, übergab den Thron dem Poeten John Gawsworth, der dem Alkohol verfiel: In Londoner Lokalen tauschte er gerne ein gutes Glas Burgunder gegen einen klingenden Adelstitel. Ergebnis: Ein erbitterter Nachfolgekrieg um den unwirtlichen Felsen.

Ein wahres Paradies erkor sich dagegen eine Horde fliegender Piraten zum Liebesnest: In Barbuda treffen sich von September bis April an die 10.000 Fregattvögel zum Balzen und Brüten. Die riesigen Seevögel  mit  bis zu 1,80 Meter Spannweite können nicht schwimmen und leben ausschließlich vom Raub: Mit wilden Luftangriffen jagen sie Möwen und Pelikanen deren redlich gefangene Beute ab.

„Die Inseln bieten eine einzigartige Rückzugsmöglichkeit für die Flora und Fauna“, weiß Ökologe Guntram Meier. Er war an der Rettung der Antigua-Schlanknatter beteiligt, die als ausgestorben galt. Doch auf Great Bird Island wurden 50 Überlebende entdeckt. Die Nachzucht gelang und die ungiftige, einen Meter lange Schlange konnte auch auf dem benachbarten Green Island angesiedelt werden. Und weil sie nicht (aus-)gestorben ist,  lebt sie dort noch heute - ein wahres Märchen ...

- von Bernhard Grdseloff